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«Wer Risiken scheut, verbaut sich Chancen»

Industrie 4.0, Internet of Things, Cyber-Physical-Systems – diese Begriffe sind momentan in aller Munde. Die Forderung nach Standardisierung steht auf der einen Seite, Bedenken in Sachen Sicherheit auf der anderen. Unsere Umfrage gibt einen Einblick, wie Vertreter der Schweizer Industrie über diesen Trend denken.

 

Durch vernetzte Maschinen und intelligente Herstellungsprozesse wird die industrielle Produktion flexibler. Individualisierte Produkte in immer kleineren Stückzahlen bis hin zu Losgrösse eins – Das sind Chancen, die viele Hersteller hinter dem Begriff Industrie 4.0 ausmachen. Die Grundlage dafür ist eine funktionierende Verbindung zwischen Industrie und Informatik.

In diesem Zusammenhang wird derzeit viel über Standardisierung gesprochen. Damit sich Maschinen verständigen können, müssen sie in einer einheitlichen Sprache kommunizieren. Auch ihre Schnittstellen müssen kompatibel sein. Demgegenüber stehen Sicherheitsbedenken. War bisher das Büro von der Produktion organisatorisch getrennt, so wird diese Schranke mit der Einführung vollständig vernetzter Systeme fallen. Dass sich die Idee hinter Industrie 4.0 überhaupt in der Automation durchsetzen kann, muss zuerst die IT-Sicherheit gewährleistet sein. Im Hinblick auf offene Kommunikationsschnittstellen und die geforderte Standardisierung ist das keine einfache Aufgabe.

Wo sehen Schweizer Unternehmer ihre Chancen, und wie reagieren sie auf diesen Trend? Polydrive wollte es wissen und stellte einigen Anbietern von Antriebstechnik vier Fragen zum Thema.

An was denken Sie beim Begriff Industrie 4.0?

Stefan Schnider Siemens Schweiz AG
Bei der Vision Industrie 4.0 geht es um die Verbindung von der realen und der virtuellen Welt. Dabei betrachten wir die gesamte Wertschöpfungskette und sorgen für die nahtlose Integration von Informations-, Kommunikations- und Automatisierungstechnologien in sämtlichen Betriebsabläufen. Das hilft unseren Kunden, alle Schritte im Produktentwicklungs- und Produktionsprozess zu optimieren und sie produktiver, effizienter und flexibler zu machen.

Christian Menet  Tedec AG
Der Begriff Industrie 4.0 war mir bisher nicht bekannt. Tedec AG ist ein Ingenieurbüro, das mit einem patentierten Getriebe kundenspezifische Lösungen für grosse Untersetzungen, in nur einer Getriebestufe, anbieten kann. Standardisierung, durchgängige Datenhaltung und abgestimmte Prozesse im Engineering könnten die Vision 4.0 aber auch für Tedec möglich machen.

Rolf Freiburghaus Parker Hannifin Europe Sàrl
Parker Hannifin hat ein Internet of Things Council ins Leben gerufen, der aus Repräsentanten von allen neun Parker-Technologiebereichen besteht. Dieser Council ist die zentrale Stelle, wo alle Industrie 4.0-fähigen Produkte divisionsübergreifend entwickelt, vernetzt und gesteuert werden. Die interdisziplinären Teams arbeiten somit gemeinsam an innovativen Gesamtlösungen.

Wo sehen Sie die Chancen und Risiken bei diesem Thema für Ihre Firma?

Stefan Schnider Siemens Schweiz AG
Siemens ist das bisher einzige Unternehmen, das die reale und die virtuelle Fertigungswelt unter einem Dach vereint. Weil wir in diesem Bereich eine grosse Zukunft sehen, investieren wir auch entsprechende Mittel in die Forschung und Entwicklung. Wichtig bei dem Thema ist natürlich ein umfassendes Sicherheitskonzept, um Anlagen vor Produktpiraterie oder Sabotage zu schützen.

Christian Menet  Tedec AG
Die Chance für Tedec AG bei diesem Thema sehe ich in der Flexibilisierung und Optimierung von Projekten, von der Problemstellung bis zum fertigen Getriebe. Wer Risiken scheut, verbaut sich Chancen.

Rolf Freiburghaus Parker Hannifin Europe Sàrl
Wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, um Lösungen zu entwickeln. Letzen Endes sind die Kunden der treibende Faktor für unsere Innovationen. Dies ermöglicht eine grosse Kundenbindung und ein sehr partnerschaftliches Verhältnis. Die noch relativ junge Entwicklung, Industrie 4.0, ist noch nicht übergreifend und gesamtheitlich im Markt abgestimmt, und die Standardisierung muss weiter vorangetrieben werden.

Welche Bedenken haben Sie in puncto Sicherheit bei der Vernetzung von Maschinen?

Stefan Schnider Siemens Schweiz AG
Cyber-Angriffe erfolgen auf den unterschiedlichsten Ebenen. Ein wirkungsvoller Anlagenschutz muss daher nicht nur rundum wirken, sondern auch in die Tiefe. Für einen integrierten Industrial-Security-Ansatz muss das Unternehmen als Ganzes betrachtet werden. Siemens wird diesem Ansatz mit dem auf ISA 99 basierenden Defense-in-Depth-Konzept gerecht, das auf drei Ebenen ansetzt: Anlagensicherheit, Netzwerksicherheit und Zugriffsschutz.

Christian Menet  Tedec AG
Bedenken in punkto Sicherheit bei der Vernetzung von Maschinen habe ich keine. Sicherheitsprobleme sind zu lösen.

Rolf Freiburghaus Parker Hannifin Europe Sàrl
Es ist unerlässlich, dass die Datensicherheit (Datenschutz) bei der Vernetzung von Maschinen gegeben ist und ein hoher Standard eingeführt wird. Es muss sichergestellt werden, dass ein Datenmissbrauch durch Dritte etwa Abänderungen von Einstellungen, Datendiebstahl usw. vermieden werden kann.

Wie wichtig sind für Sie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz?

Stefan Schnider Siemens Schweiz AG
Die Industrie muss mit immer weniger Rohstoffen und immer weniger Energie grössere Mengen produzieren. Daher unterstützen wir die gesamte industrielle Produktentwicklung, um einen effizienten Produktionsprozess mit einer höheren Produktions-, Energie- und Ressourceneffizienz zu erreichen.

Christian Menet  Tedec AG
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind für mich zentrale Anliegen.

Rolf Freiburghaus Parker Hannifin Europe Sàrl
Die Nachhaltigkeit der Ressourcen und demzufolge eine hohe Energieeffizienz ist für Parker Hannifin ein zentrales Anliegen. Seit Jahren erforschen und entwickeln wir umweltschonende und energetisch sinnvolle Lösungen und Produkte wie z.B. Energierückgewinnung oder Load- Sensing-Technologien bei Werkzeugmaschinen im Bereich Motion and Control.