chevron_left
chevron_right
News

«Energietechnisches Wissen fehlt überall»

Was hat sich seit der vom Bundesrat verfügten Anpassung der Energieverordnung (EnV) in der Schweizer Motoren-Welt getan? Polydrive hat beim Branchenexperten Conrad U. Brunner nachgefragt.

 

Die Fachwelt nimmt heute langsam zur Kenntnis, dass neue elektrische Motoren zwischen 0,75 und 375 kW mindestens die Effizienzstufe IE21) aufweisen müssen. «Das hat gedauert. Vor fünf Jahren war es noch pure Ablehnung, vor drei Jahren – nach Beschluss der Mindestvorschrift der EU2) – gab es noch Zweifel, ob das je auch in die Schweiz kommt. Jetzt ist es gewiss3). Jetzt gelten klare Regelungen im Rahmen des Energiegesetzes und der Energieverordnung, die vom Bundesamt für Energie umgesetzt werden», erklärt Brunner.

Staatliches Förderprogramm Easy

Einige Maschinenbauer diskutieren mit den Verbänden über Details, z.B. ob Aufzugsmoto- ren auch im Geltungsbereich der neuen Energieverordnung des Bundes liegen. «Die Antwort ist klar: Sie sind! Die Regelung betrifft auch 2-, 4- und 6-polige Motoren, die in anderen Maschinen eingebaut sind. Der entscheidende Hinweis ist», so Brunner, «dass Mo-toren für Dauerbetrieb ausgelegt sind.» Die übrigen Anpassungen betreffen die Synchronisierung des Begriffs der Inverkehrsetzung mit der EU sowie die weiteren Verschärfungen für Motoren in 2015 auf IE3.

Um Investitionen in energetisch effizien-tere Antriebssysteme zu fördern, hat die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz, S.A.F.E., das Förderprogramm Effizienz für Antriebssysteme (Easy) ausgearbeitet. Ziel ist es, bei Industriebetrieben mit einem elektrischen Energieverbrauch zwischen 10 und 50 GWh/a technische und wirtschaftliche Effi- zienzmassnahmen zu finden. Dabei sollen Fördergelder dem Betrieb die Voruntersuchungen sowie die Umsetzung erleichtern. Brunner: «Gegenwärtig arbeiten wir mit sechs Indus-triebetrieben. Diese haben sich dank unserer Partner und unserem eigenen Newsletter spontan gemeldet. Bei vier von ihnen haben wir inzwischen die Aufnahmen abgeschlossen und arbeiten an einem Umsetzungskonzept.» Hier gelten laut Brunner die gewohnten, strengen Anforderungen der Industrie:

  • Umrüstung darf den Betrieb nicht stören
  • Neue Anlagen müssen absolut betriebssicher sein
  • Der Payback der Investitionen soll möglichst unter fünf Jahren liegen

Ergebnisse am Motor Summit 2012

«Bei allen Unternehmen haben wir günstige Effizienzpotenziale gefunden und Massnahmenpakete formuliert, die den Anforderungen entsprechen», erklärt Brunner. Durch die Mes-sung des elektrischen Lastgangs typischer An- triebe liess sich die effektiv nötige Dimensio-nierung der Ersatzmaschinen bestimmen. Die Arbeiten der Umsetzung laufen noch. Am 6. De- zember 2012 werden erste reale Ergebnisse am Motor Summit 2012 in Zürich präsentiert.

Die bisherigen Resultate aus den Betrieben – mit insgesamt 1500 Antrieben – bestätigen die Vermutungen der Projektleitenden. Viele Antriebe sind zwanzig und mehr Jahre alt. «Es gibt inzwischen deutlich effizientere Produkte, die sich wirtschaftlicher einsetzen liessen», ergänzt Brunner. Die meisten Anlagen besitzen keine Lastregelung. «Erst langsam werden Frequenzumrichter zur Drehzahlanpassung eingesetzt. In allen Betrieben sind die Maschinen fachlich in Bezug auf die Produktion sehr gut betreut. Aber: energietechnisches Wissen fehlt überall», so das Fazit von Brunner.

Motor Summit 2012: 01_12.50.pdf
Conrad U. Brunner
Tel. 044 226 30 70, cub@cub.ch
www.topmotors.ch, www.motorsummit.ch