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Ein Blick in den Schaltschrank: Gesteuert wird die Anlage über Simatic ET 200SP-Module und eine Simatic S7-1500, ergänzt von einem Frequenzumrichter Synamics G120

Wenn es um die Realisierung sicherheitstechnischer Entriegel-, Notauslöse- oder Freigabesysteme geht, sind die Druck-Zug-Kabel von Ringspann RCS für Anwender in vielen Branchen erste Wahl. Im Interview erklärt Geschäftsführer Christian Kny unter anderem warum für ihn die Lebensdaueroptimierung der Kabelsysteme einen besonders hohen Stellenwert einnimmt.

Ihr Unternehmen gilt als Premium-Hersteller hochwertiger Druck-Zug-Kabel und verfügt über ein sehr innovatives Produktangebot. Zudem erfreuen sich Ihre mechanischen Stell-, Regel- und Bedienelemente derzeit reger Nachfrage. Sie könnten sich also entspannt zurücklehnen, oder?

Christian Kny: Das stimmt zwar alles, aber von entspanntem Zurücklehnen kann keine Rede sein. Selbst wenn wir mit unseren vier Kabelbaureihen und unserer variantenreichen Standardauswahl an Grössen, Kräften und Hüben sowie Anbauteilen bereits ein grosses Spektrum an Anwendungen abdecken, lässt uns das ständige Streben nach technischen Verbesserungen doch nie ruhen. Zudem treten fast täglich Kunden mit neuen Anforderungen an uns heran. Und den Wettbewerb dürfen wir ja auch nicht ausser Acht lassen.

 

Handelt es sich denn bei Druck-Zug-Kabeln nicht um Standardelemente, deren technische Entwicklung längst abgeschlossen ist?

Kny: Nein, das sieht nur auf den ersten Blick so aus – vor allem, wenn man unsere Produkte mit traditionellen Bowdenzügen verwechselt. Unsere Kabelsysteme sind anspruchsvolle mechanische Remote-Control-Systeme für die wechselseitige Kraftübertragung mit zum Teil überaus komplexen Konstruktionen. Sie eignen sich für alle Anwendungen, bei denen Kräfte zwischen örtlich auseinanderliegenden, fest installierten Modulen wirken sollen, und es möglich sein muss, die Verbindung von Einund Ausgabekraft durch ein flexibles System zu trennen. Unsere Kabel sind eigensicher, wartungsfrei, sehr biegsam, spritzwassergeschützt und überzeugen durch exzellente Gleiteigenschaften. Sie mögen zu den Besten im Markt gehören; das hindert uns aber nicht daran, stets an ihrer Weiterentwicklung zu arbeiten. Ob es um tribologische Aspekte geht, um den Einsatz neuer Werkstoffe oder innovative Armierungen – wir drehen hier an vielen «Stellschrauben».

 

Können Sie uns dafür ein konkretes Beispiel nennen?

Kny: Die Druck-Zug-Kabel unserer aktuellen Premiumserie 380 sind nicht nur ein Ergebnis von vielen Jahrzehnten praktischer Erfahrung und hoher fertigungstechnischer Kompetenz, sondern hinsichtlich der verwendeten Werkstoffe und der konstruktiven Umsetzung – auch im Detail – ein echtes Spitzenprodukt. Dieser bi-direktional wirkende Bowdenzug arbeitet selbst bei hohen Lasten, kleinsten Biegeradien und Dauertemperaturen von –50 bis 100°C sicher und sehr leichtgängig. Der Konstrukteur erhält damit eine erstklassige Fernbetätigung mit hohem Wirkungsgrad und einem Ansprechverhalten, das im Markt seines Gleichen sucht und ausserdem keinen Stick-Slip-Effekt aufweist – immer vorausgesetzt, die Auswahl wurde sorgfältig vorgenommen und bei Einbau und Anwendung werden keine Fehler gemacht.

 

Was hat es denn mit dem Stick-Slip-Effekt auf sich?

Kny: Damit ist der ständige Wechsel zwischen Haftgleiten und Gleiten bei meist geringen Geschwindigkeiten gemeint. Es wäre als stotterndes Ruckeln spürbar und würde den Krafttransfer ausbremsen. Um diesen Negativeffekt auszuschliessen, verfügen die Kabelsysteme der 380er-Serie nicht nur über eine spiralförmige Flachdraht-Armierung, sondern auch um PTFE-ummantelte Seelen und ein fein abgestimmtes Innenrohr im Führungsschlauch. Auch unsere Schwerlastkabel der 280er-Serie für Druckkräfte bis 1350 und Zugkräfte bis 4500 N haben diese Ausstattung. Sie minimiert die Gleitreibung und erlaubt es, sehr kleine Biegeradien zu realisieren – etwa bei beengten Einbausituationen.

 

Welche Faktoren sollte ein Konstrukteur denn bei Auswahl und Auslegung von RCSKabelsystemen vorrangig beachten?

Kny: Einige Basiswerte wie etwa die erforderlichen Druck- und Zugkräfte, die zu erwartende Einsatztemperatur oder den benötigten Hubweg kennt er eventuell schon; bei anderen Faktoren ist es ratsam, uns möglichst früh ins Boot zu holen – schon im Teststadium. Denn viele Fragen lassen sich nur treffsicher beantworten, wenn wir die konkrete Anwendung kennen. Das betrifft beispielsweise die passende Auslegung der Endteile – verzinkt oder rostfrei –, die beste Anschlussart des Kabels – gelenkig, starr, geschraubt oder geklemmt – oder die Ausführung der Abstreifdichtung. Ausserdem ist es wichtig zu wissen, für welche Verlegungen das Kabel ausgelegt sein muss.

 

Das klingt jetzt tatsächlich nach viel Feinarbeit bei der Bestimmung des optimalen Kraftkabels…

Kny: …ja, das wird oft unterschätzt. Von Nachlässigkeiten bei der technischen Auslegung und Dimensionierung der Druck-Zug- Kabel kann ich nur abraten; ebenso wie von Bestellungen aus Online-Katalogen unbekannter Anbieter. Man sollte sich vor allem zwei Dinge vor Augen halten: Erstens, als Fire-and- Forget-Lösungen sollen die Kabelsysteme über sehr lange Zeit eine sehr grosse Anzahl von Hüben absolut sicher, wartungsfrei und leichtgängig ausführen. Und zweitens, in vielen Applikationen muss sichergestellt sein, dass die Kabel trotz sehr langer, tatenloser Standby- Phasen immer sofort einsatzfähig sind. Aus diesem Grund hat in unserem Unternehmen die Optimierung des Produktlebenszyklus Vorrang vor der Optimierung der Produktionszeiten.

 

Oh, das überrascht uns jetzt; wie dürfen wir das verstehen?

Kny: Selbstverständlich arbeiten wir systematisch an der ständigen Verbesserung unserer Fertigungseffizienz, das steht ausser Zweifel. Mit Blick auf die hohe Qualität unserer Produkte und ihren Nutzwert für den Kunden ist unser primärer Massstab aber die Optimierung des Lebenszyklus unserer Kabelsysteme – vor allem durch Innovationen auf den Gebieten Standzeiterhöhung, Laufzeitverlängerung und Funktionssicherheit.

 

Nehmen das aber nicht alle Anbieter für sich in Anspruch?

Kny: Das mag sein. Während aber mancher Hersteller viel Energie und Geld in die autonome Vollautomatisierung steckt, um immer schneller immer grössere Stückzahlen gleicher Standardkabel fertigen zu können, liegt der Fokus bei uns auf der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung der Kabelsysteme an sich. Dazu müssen Sie aber den Schwerpunkt auf die Entwicklungsarbeit legen und in der Produktion einen flexiblen Mix aus manueller, manufaktur-ähnlicher Fertigung und industrieller, maschineller Montage fahren. Dass uns das so gut gelingt, ist gewissermassen unser Erfolgsrezept. Es versetzt uns auch in die Lage, im Tagesgeschäft ein sehr hohes Mass an Kundenorientierung und Flexibilität zu verwirklichen.

 

Und wie reagieren Sie in dringenden Fällen, wenn es einfach nur schnell gehen muss?

Kny: Abgesehen davon, dass wir die am häufigsten nachgefragten Varianten unserer Kabelsysteme aus dem Katalogprogramm auf Bestellung immer kurzfristig liefern können, haben wir vor einigen Wochen unser neues Expresskabel-Angebot gestartet. Hier steht bereits unser «Millionseller» – ein Druck-Zug- Kabel aus der Baureihe 280 – im 24/7-Schnelllieferservice auf Abruf bereit. Dieses Kabel für Druckkräfte bis 320 und Zugkräfte bis 540 N verfügt über eine flachdrahtarmierte und teflonbeschichtete Seele, Anschlussteile aus Edelstahl und Dichtungen gegen Staub und Nässe – es ist also bereits ein hochwertiges RCS-Premiumprodukt. Zu haben ist es ab sofort mit und ohne T-Griff.

 

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