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Die Superhand für den Superhelden

Bionicman – im wahren Leben Michel Fornasier – ist ein Superheld der anderen Art. Seine futuristische Handprothese verleiht ihm übermenschliche Kräfte. Damit verhilft er Kindern mit einer Beeinträchtgung zu mehr Selbstvertrauen – und coolen 3D-gedruckten Händen. Hightech-Motoren aus der Schweiz spielen dabei eine Hauptrolle.

Michel Fornasier wirft sich sein blaufunkelndes Cape über und ist nicht länger ein gewöhnlicher Mensch mit Alltagsproblemen und Einschränkungen. Er verwandelt sich in sein Alter Ego Bionicman, hat unbegrenzte Kräfte, kann fliegen und sogar die Zeit zurückdrehen.

 

Ja, es ist wirklich der echte Bionicman

«Das Kostüm sorgt für diese spezielle Magie. Wenn ich vor Schulkindern stehe, dann sind sie überzeugt, dass der echte Bionicman vor ihnen steht. Das ist einfach ein wahnsinnig schönes Gefühl», erklärt Michel Fornasier. Doch Michel Fornasier zieht sich seinen Superhelden-Anzug nicht nur über, um sich gut zu fühlen. Er hat eine Mission. Er ist angetreten, um das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und ihnen zu zeigen, dass sie mit körperlicher Beeinträchtigung nicht besser oder schlechter als andere Kinder sind. Bionicman kämpft für Toleranz und gegen Mobbing.

Fornasier selbst ist ohne rechte Hand zur Welt gekommen und weiss, wovon er spricht. Nie hat er sich beeinträchtigen lassen, hat früh gelernt, die Schuhe selber zu binden und ist inzwischen sogar einen Marathon gelaufen. Warum auch nicht?

 

Von Spiderman zu Bionicman

Seit rund vier Jahren besitzt er eine myoelektrische Handprothese von Touch Bionics, ein Hightech-Gerät mit sechs integrierten maxon Motoren, das 25 Bewegungsmuster bereithält. «Die Prothese hat mir in vielerlei Hinsicht den Alltag erleichtert, auch wenn sie nur 15 % der menschlichen Hand ersetzen kann. Ich fahre damit Fahrrad, Scooter und kann mit beiden Händen auf der Tastatur schreiben. Und nur schon das Smartphone mal mit der rechten Hand zu halten, ist ein wunderbares Gefühl.»

Früher fragten ihn die Kinder: Verleiht dir die Hand Superkräfte? Am Anfang verneinte Fornasier. Nach und nach jedoch sagte er: Wer weiss? So bildete sich langsam die Idee für Bionicman. Fornasier wandte sich an den Comiczeichner David Boller, der in den USA für Marvel und DC gearbeitet hatte und auch schon Spiderman zeichnete. Gemeinsam kreierten sie die ersten Geschichten von Bionicman, der den Menschen in verschiedenen Situationen zu Hilfe eilt. Oft spielt dabei eine körperliche Beeinträchtigung eine Rolle. «Es geht mir darum, auf spielerische Art darauf hinzuweisen, dass es Menschen mit Beeinträchtigung gibt, die aber so behandelt werden wollen, wie alle anderen.» Inzwischen ist der erste Comic-Sammelband erschienen, ein zweiter Teil soll Ende 2019 erscheinen.

 

3D-gedruckte Prothesen für Kinder

Während Bioncman für die moralische Unterstützung sorgt, hilft Michel Fornasier mit modernster Technik. 2016 hat er dafür die Charity-Organisation «Give Children a Hand» gegründet, der er sich mit viel Herzblut widmet. In enger Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und dem Wyss-Institut werden bezahlbare Handprothesen für Kinder entwickelt, deren Komponenten aus dem 3D-Drucker kommen. 25 Kinder sind aktuell mit einer Prototyp-Prothese ausgestattet und geben laufend Feedback für Verbesserungen. «Kindern ist die Optik oft wichtiger als die Funktionalität», betont Michel Fornasier und lacht. «Die Prothese soll vor allem cool aussehen.»

 

Botschafter für Cybathlon

Es gibt noch viel zu tun: Ingenieure müssen Prothesen weiterentwickeln, und die Gesellschaft muss Menschen mit Beeinträchtigungen ebenbürtig behandeln. Dafür kämpft Bionicman. Und dafür steht auch der Cybathlon-Event, der 2016 stattgefunden hat und 2020 erneut in Zürich über die Bühne gehen wird. Kein Wunder ist Michel Fornasier offizieller Botschafter des Cybathlons: «Ich teste in erster Linie neue Aufgaben für den Handprothesen-Parcours und gebe mein Feedback an die Verantwortlichen: Was ist schwierig, was könnte man anders gestalten?»

Zudem rührt er für den Cybathlon kräftig die Werbetrommel. «Es ist ein toller Event, denn hier geht’s um Menschen und nicht um Behinderung.» Fornasier zeigt sich auch beeindruckt vom Ehrgeiz, den die Ingenieure und Piloten an den Tag legen. «Die Entwicklungen, die daraus entstehen, kommen am Ende den Nutzern zu Gute.»

Michel Fornasier wird es sich nicht nehmen auch 2020 an vorderster Front am Cybathlon mitzufiebern. Und so bilden der Cybathlon und der Bionicman ein unschlagbares Team, das gesellschaftliche Tabus bricht und Brücken zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung baut.

 

Cybathlon Flyer: 02_19.50.pdf

Cybathlon Team-Flyer: 02_19.51.pdf

Cybathlon Fact-Sheet: 02_19.52.pdf

 

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